Sonntag, 21. Juni 2015

Hörbücher selbst aufnehmen - Homestudio und Akustik

Autoren und Autorinnen können ihre Geschichten ja schon eine ganze Weile als gedruckte Bücher und eBooks im Selfpublishing herausbringen. Warum also nicht auch noch ein Hörbuch dazu einsprechen?

Kann doch schließlich nicht so schwer sein, oder?

Nun ja ... man braucht einen ruhigen Arbeitsplatz; ein gutes Mikrofon; eine Audio-Sofware zur Bearbeitung der Aufnahme (möglichst eine, bei der man auch versteht, welche Folgen die Bearbeitung hat); und dazu sehr viel (Hör-)Urteilskraft, um nicht blind solchen (Internet-)Anleitungen zu vertrauen, die lediglich Halbwissen vermitteln. Zu Anfang bedeutet das: viel lesen, viel schauen, viel hören, viel lernen und viel experimentieren. Und spätestens dann, wenn man sich ernsthaft um professionelle Hörbuchaufnahmen im eigenen Homestudio bemüht, kommt auch das wichtige Thema "Akustik" auf.

Jeder Raum hat einen Klang, und der wirkt sich leider nicht immer positiv auf die Aufnahmen aus. Zwar braucht es immer auch Rauminformationen, damit eine Stimme lebendig klingt, aber es ist einfacher, diese bei der Bearbeitung zuzufügen und die Aufnahme selbst möglichst trocken einzusprechen. "Trocken" bedeutet: wenig bis keinen (unkontrollierten) Raumhall beim Sprechen zu erzeugen. Andernfalls kann es bei der Aufnahme zu unschönen Echos und seltsamen Einstreuungen kommen. Trocken einzusprechen ist beim Homestudio-Recording jedoch einfacher gesagt, als getan. Hilfreich sind auf alle Fälle ein Teppichboden im Zimmer; offene, mit Büchern und dergleichen gefüllte Holzregale; Sessel, Couch, Bett, Kissen, halt alles, was gepolstert ist, und dicke Vorhänge vor den Fenstern. Eher schädlich sind glatte Wände und Zimmerdecken.

Ich selbst habe mir zu Anfang mit einem stabilen Paravent beholfen, den ich mit mitteldicken Bettdecken behängt hatte und mir so zusammen mit weiteren Maßnahmen eine Art Sprachkabine gebaut. Es funktionierte zwar einigermaßen, aber praktisch wars nicht. Deshalb habe ich mir spezielle Akustikelemente zugelegt, mit denen man einen nicht ganz idealen Raum für die Hörbuchaufnahme ein bisschen optimieren kann. Wichtig war mir, dass ich alles problemlos auf- und abbauen kann. Ich habe jetzt also eine mobile Absorberwand, die den Aufnahmeplatz in meinem Rücken von den großen Erkerfenstern des Zimmers abschirmt (der dicke Vorhang vor dem Erker allein reichte da nicht), sowie einen Hofa Absorber und einen Hofa Diffusor, die ich seitlich und hinter dem Mikrofon platziere. Was diese Maßnahmen bringen, könnt Ihr anhand der folgenden Hörproben selbst beurteilen.

Die folgenden Aufnahmen sind reine Testaufnahmen, also bitte nicht mit einer Hörprobe meiner Hörbücher verwechseln.

1) Aufgenommen mit einem Auna-Mikrofon, ohne den Raum mit Akustikelementen zu verbessern. Die Aufnahme wurde lediglich normalisiert, also auf normale Lautstärke gebracht.




2) Normaliserte Aufnahme mit dem Auna-Mikrofon, jedoch mit den wie oben beschrieben platzierten Akustikelementen.




3) Diese Aufnahme ist eine leicht bearbeitete Version von Nr. 2. Es wurde minimaler Raumhall (Reverb) hinzugefügt. Für alle, die es interessiert: Ich arbeite hauptsächlich mit Magix.




Fazit: Die dritte (leicht bearbeitete) Aufnahme zeigt meiner Meinung nach deutlich die Verbesserungen durch die mit wenigen Elementen optimierte Raumakustik. Der Klang ist ausgewogener.